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Künstliche Intelligenz im Recruiting: Fluch oder Segen?

Unsere Welt ist vom technologischen Fortschritt und digitaler Transformation geprägt, weshalb auch  der Rekrutierungsprozess eine Revolution durchlebt. Künstliche Intelligenz (KI) spielt eine zunehmende Rolle im Personalmanagement und bietet dadurch Unternehmen und Bewerbern zahlreiche Möglichkeiten und Vorteile. 

 Einer Umfrage von Statista zufolge, können sich fast 50% aller Bewerber vorstellen, dass KI die Vorauswahl von potenziellen Bewerbern unterstützt. Auch bei der gezielten Stellenausschreibung sehen 26% der Befragten eine Chance für KI. Bei der selektiven Auswahl hingegen sowie beim finalen Einstellungsprozess wollen sie jedoch nach wie vor mit echten Menschen in Kontakt sein.  

(Quelle: https://bit.ly/44tFwny 

Wie wird KI im Hiring Prozess eingesetzt, zu welchem Vorteil?

Schauen wir uns zunächst an, wo KI den Rekrutierungsprozess verändert und welche Vorteile sich daraus ergeben. 

1) Automatisierte Bewerberauswahl 

KI durchsucht eine Vielzahl von Lebensläufen in kürzester Zeit und filtert die am besten geeigneten Kandidaten heraus. Diese Tools analysieren neben den beruflichen Qualifikationen, auch weiche Fähigkeiten und kulturelle Übereinstimmungen, was zu einer präziseren Vorauswahl führt.  

Dies spart den Personalern wertvolle Zeit und lässt nur die vielversprechendsten Bewerber den nächsten Schritt im Auswahlprozess erreichen. 

Ich persönliche sehe jedoch die Gefahr, dass Menschen durchs Raster fallen, die zwar nicht alle Kriterien erfüllen, aber menschlich perfekt geeignet gewesen wären.  

2) Effiziente Interviewprozesse 

KI kann auch den Interviewprozess optimieren. Immer häufiger werden Chatbots und virtuelle Assistenten in Vorstellungsgesprächen eingesetzt, um grundlegende Fragen zu stellen und die Antworten zu bewerten. Diese Technologie hilft, Vorstellungsgespräche fairer und objektiver zu gestalten, da sie nicht von persönlichen Vorurteilen beeinflusst wird. Zudem können Interviews in Echtzeit aufgezeichnet und analysiert werden, um Muster und Trends zu identifizieren. 

Hier sehe ich das Risiko, dass sich Menschen nicht ernst genommen fühlen, wenn sie mit der Kamera „kommunizieren“ statt mit einem echten Menschen. Es könnte dazu führen, dass sie sich verstellen und ihr wahres Potenzial verborgen bleibt. 

 3) Personalisierte Candidate Experience 

KI kann die Erfahrung für den Kandidaten erheblich verbessern, indem sie die personalisierte Kommunikation ermöglicht. Chatbots beantworten Bewerberfragen in Echtzeit und begleiten aktiv den Fortschritt im Bewerbungsprozess.  

Zudem kann KI den Bewerbern relevante Stellenangebote und Weiterbildungsmöglichkeiten anhand ihrer Fähigkeiten und Interessen empfehlen. Dies führt zu einer positiveren Wahrnehmung des Unternehmens und erhöht die Chancen, talentierte Kandidaten zu gewinnen. 

 4)  Predictive Analytics für langfristigen Erfolg

Ein weiterer Vorteil von KI im Recruiting ist die Fähigkeit zur Vorhersage von langfristigem Erfolg. Durch die Analyse von Daten aus früheren Einstellungen und dem Berufsverlauf der Mitarbeiter können Unternehmen besser einschätzen, welche Kandidaten wahrscheinlich am besten in das Unternehmen passen und langfristig erfolgreich sein werden. Dies hilft, die Fluktuation zu reduzieren und die Qualität der Einstellungen zu verbessern. 

An sich eine tolle Sache, aber: Menschen verändern sich im Laufe ihres Lebens. Sie entwickeln sich weiter, lernen dazu usw. – sich ausschliesslich auf Daten aus der Vergangen zu verlassen, kann zu Fehlinterpretationen führen.   

 5) Vielfalt und Inklusion fördern 

KI kann auch dazu beitragen, Vielfalt und Inklusion im Unternehmen zu fördern. Sie kann Vorurteile und Diskriminierung in der Bewerberauswahl minimieren, indem sie objektive Kriterien verwendet und auf geschlechts- oder ethnienübergreifenden Daten trainiert wird. Dies trägt dazu bei, dass Unternehmen vielfältigere Teams aufbauen und die Innovationsfähigkeit steigern.  

Die Integration von künstlicher Intelligenz ist also differenziert zu betrachten. Neben der zahlreichen Vorteile sollten die Risiken ebenfalls berücksichtigt werden. Zudem ist es wichtig, dass KI-Tools ethisch und transparent eingesetzt werden, um Vielfalt und Fairness zu fördern, statt Vorurteile zu verstärken. 

 

Unternehmensbeispiele, die KI bereits erfolgreich etabliert haben  

Mit einer klugen Integration von KI können Unternehmen die Qualität ihrer Einstellungen steigern und sich in einer wettbewerbsintensiven Arbeitswelt behaupten. 

 

Es gibt bereits viele namhafte Unternehmen, die KI im Hiring-Prozess erfolgreich einsetzen. Hier sind zwei Beispiele, die starke Verbesserungen durch den Einsatz von KI erzielt haben: 

 

IBM: 

IBM hat Watson, sein KI-System, in den Rekrutierungsprozess integriert. Watson analysiert Bewerberprofile und vergleicht sie mit den Anforderungen der offenen Stellen. Dadurch hat IBM folgende Verbesserungen erzielt: 

  • Effizienzsteigerung: Watson beschleunigt den Auswahlprozess erheblich. Dadurch können die Recruiting Spezialisten mehr Zeit auf strategische Aufgaben verwenden. 
  • Bessere Übereinstimmung: Durch die Analyse von Qualifikationen, Erfahrungen und Fähigkeiten kann Watson Kandidaten besser mit den Anforderungen der Position abgleichen. Dies führt zu qualifizierteren Bewerbern und reduziert die Fehlbesetzungsrate. 

 

Unilever: 

Unilever verwendet KI und maschinelles Lernen, um den Auswahlprozess zu optimieren. Sie haben ein Tool namens "Digital Interview Platform" eingeführt, das Bewerber in einem standardisierten Online-Interviewprozess bewertet. Die Ergebnisse sind beeindruckend: 

  • Zeit- und Kostenersparnis: Unilever hat festgestellt, dass sie durch den Einsatz von KI-gestützten Interviews 50% weniger Zeit für den Einstellungsprozess benötigen. Dies führt zu erheblichen Kosteneinsparungen. 
  • Fairere Auswahl: Da die KI-Tools objektiv die Antworten der Bewerber bewerten, sind Vorurteile und persönliche Vorlieben ausgeschlossen. Dies hat zu einer gerechteren und diverseren Einstellungspolitik geführt. 

 

Diese Beispiele zeigen, wie die Implementierung von KI zu effizienteren Prozessen, besseren Übereinstimmungen zwischen Bewerbern und Positionen und einer insgesamt faireren Auswahl führt. 

Mögliche Gefahren für Bewerber und Unternehmen  

Sowohl Bewerber als auch Unternehmen profitieren von von KI im Rekrutierungsprozess, wobei es jedoch potenzielle Nachteile zu beachten gilt: 

Für Bewerber 

  • Mangel an Transparenz: KI-basierte Auswahlverfahren können für Bewerber undurchsichtig sein. Die Entscheidungsprozesse sind oft schwer nachvollziehbar, was zu Frustration und Unverständnis führen kann. 
  • Diskriminierung und Vorurteile: Wenn KI-Modelle auf historischen Daten trainiert werden, können sie bestehende Vorurteile und Diskriminierung in den Auswahlprozess einbeziehen und verstärken, was zu Benachteiligung bestimmter Gruppen führen kann. 

Für Unternehmen: 

  • Kosten und Implementierungsaufwand: Die Einführung von KI-Systemen erfordert erhebliche Investitionen in Technologie und Schulung des Personals. Dies kann für kleinere Unternehmen schnell eine finanzielle Belastung darstellen. 
  • Fehlende menschliche Interaktion: KI kann zwar effizient sein, aber ihr fehlt oft die menschliche Empathie und Intuition, die in Bewerbungsgesprächen und im Entscheidungsprozess wertvoll sind. Dies kann zu einem Mangel an kultureller Passung führen. 
  • Datenschutz und Ethik: Der Umgang mit persönlichen Bewerberdaten und die Verwendung von KI-Tools werfen Datenschutz- und ethische Fragen auf. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie die Privatsphäre der Bewerber respektieren und ethische Standards einhalten. 

Mögliche Lösungen für potenzielle Gefahren  

Wie schon eingangs aufgezeigt, bietet die Nutzung von KI im Rekrutierungsprozess viele Vorteile.  Doch es ist entscheidend, die oben genannten Nachteile zu berücksichtigen. Auf die genannten Punkte können die Unternehmen folgendermassen reagieren:  

Für Bewerber: 

  • Mangel an Transparenz: 
  • Unternehmen sollten transparent sein und den Bewerbern erklären, wie KI in ihrem Auswahlprozess verwendet wird. Dies kann in der Stellenanzeige oder auf der Unternehmenswebsite erfolgen. 
  • Die Verwendung von "Erklärbarer KI" (Explainable AI) kann dazu beitragen, die Entscheidungsprozesse von KI-Modellen für Bewerber verständlicher zu machen. 
  • Diskriminierung und Vorurteile: 
  • Unternehmen müssen sicherstellen, dass ihre KI-Modelle regelmässig überprüft und aktualisiert werden, um Vorurteile zu minimieren. Dies erfordert eine sorgfältige Überwachung der Daten und des Modelltrainings. 
  • Die Verwendung von diversen und repräsentativen Datensätzen kann dazu beitragen, Vorurteile zu vermeiden. Unternehmen sollten sicherstellen, dass ihre Trainingsdaten vielfältig sind. 

Für Unternehmen: 

  • Kosten und Implementierungsaufwand: 
  • Durch Drittanbieter-Lösungen, die benutzerfreundlich und anpassbar sind, kann der Implementierungsaufwand reduziert werden.  
  • Eine schrittweise Einführung von KI-Tools kann die finanzielle Belastung minimieren. So können Unternehmen mit kleinen Pilotprojekten beginnen und bei erfolgreichen Ergebnissen ausweiten. 
  • Fehlende menschliche Interaktion: 
  • Unternehmen sollten KI als Unterstützung für die menschliche Entscheidungsfindung betrachten, niemals als Ersatz. Das persönliche Gespräch und die menschliche Bewertung sollten weiterhin eine Rolle spielen, insbesondere in späteren Auswahlstufen. 
  • Schulungen für Mitarbeiter, die KI im Rekrutierungsprozess einsetzen, tragen dazu bei menschlichen Fähigkeiten in der Kombination mit KI zu stärken. 
  • Datenschutz und Ethik: 
  • Unternehmen sollten klare Datenschutzrichtlinien und Ethikstandards entwickeln und kommunizieren. 
  • Die Einwilligung der Bewerber zur Verwendung ihrer Daten sollte eingeholt werden, und die Daten sollten sicher und vertraulich behandelt werden. 

Fazit 

Ich persönlich denke, dass künstliche Intelligenz das Recruiting definitiv bereichern wird.  

Eine ausgewogene Integration von KI und menschlicher Intuition kann zu einem effizienten und fairen Auswahlprozess führen. 

Allerding sind die sorgfältige Planung, Schulung und Überwachung entscheidend, um die Vorteile zu nutzen und die damit verbundenen Nachteile gleichzeitig zu minimieren. 

Wie denkst du über KI im Hiring Prozess? Fluch oder Segen? 😇 

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